Hotelexperte Dr. Christoph Nussbaumer über Strategie in der Krise
Vor der Gründung der gleichnamigen Unternehmens beratung im Jahr 2000 leitete Dr. Christoph Nussbaumer als Mitglied der Konzernleitung der Winkhaus Unter nehmensgruppe in Telgte (Deutschland) den Bereich Business Development und als Geschäftsführer die Reorganisation eines weltweit tätigen Unterneh- mens bereiches mit Produktionsstätten in Asien. Zuvor arbeitete Nussbaumer fünf Jahre als Senior Consultant bei der Beratungs gesellschaft der IKB Deutsche Industriebank AG, Düsseldorf. Insgesamt hat Dr. Nussbaumer zehn Jahre Industrie- und 25 Jahre Beratungs erfahrung, 17 Jahre davon als ge schäfts führen der Gesellschafter. Nussbaumer ist Vortragsredner und Dozent für Strategisches Hotel-Management bei der ÖHV-Unternehmer-Akademie.
Irreführende Informationen von Medien und Fachleuten, sowie zum Teil unverständliche Entscheidungen von der Politik verstärken das Gefühl der Hilflosigkeit. Mit Risiken konnte die Hotellerie zwar immer schon umgehen, dennoch unterscheidet sich die heutige Situation grundlegend von früheren. Waren Risiken bisher eher potenzielle, externe Ereignisse, die mehr oder weniger auf das Leben und das Geschäft einwirkten, greifen die Auswirkungen der Corona-Pandemie überraschend, unmittelbar und direkt bis unter die Haut. Die Risiken erobern sozusagen den Nahbereich, plötzlich, direkt und mit zum Teil brutalen Auswirkungen.
Mit der Ungewissheit werden wir zu leben haben. Doch welche Werkzeuge stehen dem Hotel-Management zur Verfügung, die Krise zu meistern? Kann uns das Management-Instrument der Strategie weiterhelfen?
Generell kann strategisches Denken als Antithese zum kurzfristig operativen Denken gesehen werden. Historisch stammt der Begriff der Strategie aus der Lehre der Kriegsführung, die zahlreiche Grundsätze entwickelte. Eine treffende Definition des Begriffs Strategie stammt von Helmuth von Moltke, dem grossen preussischen Militärstrategen des neunzehnten Jahrhunderts: «Die Strategie ist die Fortbildung des ursprünglich leitenden Gedankens entsprechend den stets sich ändernden Verhältnissen, ist die Kunst des Handelns unter dem Druck der schwierigsten Bedingungen.» Die Verfolgung des ursprünglich leitenden Gedankens ist allerdings von Veränderungen beeinflusst, die stets auftreten können, wie wir nun hautnah erleben. Gute Strategien basieren daher nicht nur auf Stärken und Schwächen, sondern auch auf Chancen und Risiken, auf möglichen externen Einflüssen.